Burg von burg-pfalzgrafenstein.de/geschichte
In gutem Zustande. Die Erhaltung liegt dem Staate ob (1868).
Die Annahme, dass die Pfalz von den Herren von Falkenstein des
Rheinzolles wegen erbaut und identisch mit der 1263-66 in Urkunden als
castrum Falckinouwe und Valkenowe vorkommenden Burg sei, ist von
Weidenbach widerlegt worden (vgl. Gutenfels). Erst König Ludwig der
Baier erbaute auf der Rheininsel beim Schloss Kuve einen sehr starken
Thurm, um den von ihm erhöhten Rheinzoll zu sichern, wesswegen 1327
Pabst Johann der XXII. ihn in den Bann that un die Zerstörung des
Thurmes ohne Erfolg befahl.
Günther, codex 3, 240 ff.;
Böhmer, regesta Ludovici, 64 z. Jahr 1329.
1339 errichteten die Pfalzgrafen Rudolf, Ruprecht der ältere und
Ruprecht der jüngere einen ewigen Burgfrieden für “Kube, unser Burg, und
der Stadt zu Kube und Pfallenzgrafenstein”, unter welchem Namen die
Pfalz hier zuerst vorkommt. Die ganze Mannschaft derselben bestand in
Friedenszeiten nur aus einem Zollwächter.
Urkunden von 1381 und 1509.
Nach einem Weisthum von 1473 wurde die Burg auch als Gefängnis und
Gerichtsstätte benutzt. 1607 wurde sie durch Kurfürst Friedrich IV. am
obern Ende “mit einer neuen Batterie, von roten Quadersteinen
ausgeführt, verbessert”. In der letzten Zeit der pfälzischen Herrschaft
bestand die Besatzung der Veste aus 20 bis 54 Mann unter dem Befehle des
Kommandanten von Gutenfels.
Als Neujahr 1814 Blücher über den Rhein ging, ankerten die russischen
Pontons an diesem Felseneiland, welches seit der Übergabe an Nassau
1803, wo das churpfälzische Invalidencorps von ca. 25 Mann abzog, keine
Bewohner mehr gehabt hat.
Dr. Rossel, Geschichte des Pfalzgrafensteins in den Jahrbüchern des
Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande, Heft 46, S. 54-63, mit
Urkunden, S. 66-80; vgl. auch Weidenbach, Burg Caub und Pfalzgrafenstein
in den Annalen des Nass. Alterthumsvereins 9, 287-290 und 326-329.
Mit freundlicher Unterstützung des Stadtarchivs St. Goarshausen
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Burg Pfalzgrafenstein von
dieburgpfazgrafenstein.de
Was passiert, wenn der Rhein in die
Enge gedrängt wird? Er wird wild. Das Engtal zwischen Bacharach
und Kaub ist so eine Stelle, die den Fluss zum Schäumen bringt:
Auf 250 Meter Breite muss er sich hindurchzwängen, wo er doch
ein Bett von 900 Metern gewohnt ist. Was unter Schiffern für
Jahrhunderte als gefährliche Passage galt, war diversen
Herrschern am Mittelrhein eine sichere Einnahmequelle: Wer den
wilden Strom überstehen wollte, musste an Burg Pfalzgrafenstein
vorbei.
Wie ein steinernes Schiff ankert die Pfalz bei Kaub auf einem
Felsriff mitten im Strom. Zur Eintreibung des Rheinzolls hatte
König Ludwig der Bayer die Inselfeste Anfang des 14.
Jahrhunderts erbaut. Dass er sich damit beim Papst und den
rheinischen Erzbischöfen unbeliebt machte, konnte dem
Wittelsbacher herzlich egal sein. Mit den gut befestigten
Städten Kaub und Bacharach demonstrierte Ludwig seine Macht am
Rhein. Die neu errichtete Zollburg war das Bindeglied zwischen
dem linken und rechten Rheinufer. Und sie war ein Novum: Aus
rein wirtschaftlichen Gründen hatte noch niemand zuvor eine Burg
am Mittelrhein gebaut. Das macht die Pfalz – neben ihrer
ungewöhnlichen Lage und Architektur – so einzigartig.
Wer heute am Rheinufer steht, kann kaum erahnen, wie
beherrschend die Stellung von Kaub in Verbindung mit
Pfalzgrafenstein für die Schifffahrt am Rhein war. Das
Bacharacher Engtal – von dem Menschen im 15. Jahrhundert
respektvoll „wildes Gefähr“ genannt – ist heute ausgebaggert und
begradigt. Gefährliche Felsen wurden weggesprengt, die Schiffer
können links der Pfalz vorbeiziehen. Doch bis weit ins 20.
Jahrhundert war einzig das „Kauber Fahrwasser“ verkehrssicher:
eine 110 Meter schmale Passage auf der rechten Rheinseite
zwischen der Inselburg und der Stadt. Selbst
Generalfeldmarschall Blücher, der hier in der Silvesternacht
1813 den Rhein Richtung Frankreich überschritt, brauchte die
Hilfe ortskundiger Lotsen, um die strudeligen Strömungen des
Rheins zu überwinden.
Seit 1946 ist Pfalzgrafenstein im Besitz des Landes
Rheinland-Pfalz. In den Jahren 1969 bis 1975 wurde sie komplett
renoviert und instand gesetzt, dabei wurde auch das weithin
sichtbare Rot-Weiß der barocken Farbfassung wiederhergestellt.
Eine kleine Fähre bringt die Besucher von Kaub aus hinüber zur
Burg. Drinnen lebt das späte Mittelalter und die frühe Neuzeit
fort. Von der gotischen Ringmauer mit ihren schmalen
Schießscharten über die karg möblierte Kommandantenwohnung, die
ehemalige Pulverkammer und die düstere Geschützbastion bis
hinauf in den Hauptturm führt der Weg. Oben angekommen, weitet
sich der Blick. Der Rhein fließt scheinbar ruhig in seinem Bett.
Doch man sollte den Strom nicht unterschätzen. Das wusste
bereits Ludwig der Bayer. Und schuf so eine der eindruckvollsten
Befestigungen des Mittelrheins.
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